Bericht in der Kärntner Woche
Überbordende Anzahl an Zweitwohnsitzen
Vereinsobmann Florian Pacher zeigt akuten Handlungsbedarf seitens Pörtschacher Bürgermeisterin auf.
PÖRTSCHACH (sas). Der überbordende Anteil an Zweitwohnsitzen wird in vielen Gemeinden um den Wörthersee als großes Problem für deren nachhaltige Entwicklung beklagt. „Im Fall von Pörtschach lässt sich leider zu wenig Widerstand seitens ÖVP-Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz gegen die ,kalten Betten‘ feststellen“, kritisiert Florian Pacher, Obmann des Vereins 9210.at – Lebenswertes Pörtschach.
Pacher übt Kritik
„Grundsätzlich müssen neue Wohngebäude von der Bürgermeisterin, als Baubehörde erster Instanz, mit einer de facto Hauptwohnsitzwidmung versehen werden. Wie kann es also sein, dass die Anzahl der Einwohner mit Hauptwohnsitz nicht gleich schnell steigt wie die Zahl der neuen Wohnungen?“, fragt Pacher. Er vermutet: „Offensichtlich werden viele Wohnungen entgegen der Widmung als Zweitwohnsitz verwendet.“ Seitens der Bürgermeisterin fordert Pacher, derartige Verstöße zu verfolgen und die korrekte Verwendung als Hauptwohnsitz einzufordern.
„Gebäude mit Freizeit- bzw. Zweitwohnsitzen hingegen benötigen für diese Art der Verwendung eine Sonderwidmung des Gemeinderats. Das ist also eine rein politische Entscheidung“, sagt Pacher. Der Obmann informiert: „Die unsägliche Gesetzeslage, wonach eine Änderung des Verwendungszwecks des Gebäudes von Hauptwohnsitz in Freizeitwohnsitz durch den Eigentümer auch entgegen des Flächenwidmungsplanes möglich war, wurde bereits 2015 novelliert und auch die Entrichtung einer Zweitwohnsitzabgabe legalisiert die falsche Verwendung nicht.“
Schon länger ein Problem
„Das Thema Zweitwohnsitze begleitet mich schon meine gesamte Amtszeit. Es ist auch kein lokal begrenztes Problem“, stellt Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz klar. In Pörtschach ist die Zahl der Zweitwohnsitze in den letzten Jahren gestiegen. „Hauptsächlich aufgrund der Umwidmungen und regen Bautätigkeiten, welche unter meinen Vorgängern genehmigt wurden“, so Häusl-Benz. Man versuche schon länger entgegenzuwirken. 2017 wurde beschlossen, die Bevorzugung von großvolumigen Wohnbauprojekten aufzuheben und die GFZ von 0,6 auf 0,4 zu reduzieren. Des Weiteren hat der Gemeinderat fixe Grundgebühren für Haushaltsabgaben eingeführt, damit sich selten anwesende Zweitwohnsitzeigentümer stärker an der Aufrechterhaltung der Infrastruktur beteiligen.
„Damit die Gemeinden ein Instrument bekommen, mit welchen sie eine vernünftige Handhabe haben, konnte ich dem Verhandlungsführer der ÖVP beim neuen Raumordnungsgesetz mit auf den Weg geben, dass es klare Regeln für Zweitwohnsitze braucht“, informiert die Bürgermeisterin. Das neue Raumordnungsgesetz, welches schon in der Begutachtung war, schafft nun eine klare Abgrenzung zwischen touristischer Nutzung und Freizeit-Wohnnutzung.
Bereicherung für Ortschaft
„Wenn Zweitwohnsitze in regelmäßigen Abständen bewohnt und belebt sind, können sie für eine Ortschaft durchaus als Bereicherung und wirtschaftlicher Impulsgeber gesehen werden.“ Unbewohnte Zweitwohnsitze als Geldanlage oder Spekulationsobjekt sind im Sinne einer gesunden örtlichen und regionalen Entwicklung laut der Bürgermeisterin abzulehnen. Häusl-Benz wurde vom Vereinsobmann bis dato noch nicht mit diesem Thema konfrontiert: „Es würde mich freuen, wenn sich der Verein mit Ideen einbringt.“
Pacher: „Die Bürgermeisterin ist in dieser Angelegenheit säumig und nicht etwa machtlos.“
Häusl-Benz: „Zweitwohnsitze dürfen nicht per se als negativ abgestempelt werden.“
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